von: Prof. Dr. med. Ulrich Sachsse, Fuerth, 07. Oktober 1998

Man hat sich in der Beschäftigung mit dem Thema der Traumatisierung gefragt: "Wie wird ein traumatisches Ereignis denn normalerweise verarbeitet? Gibt es so etwas wie eine Normalität im Ablauf der Verarbeitung?" Ich will ein ganz alltägliches Beispiel nehmen

Akuttraumatisierung - Mono Trauma

Beispiel :

Sie überqueren den Zebrastreifen, Sie sind im Recht und werden angefahren. Ein Auto bremst, Reifen quietschen, und Sie liegen auf der Straße. Die erste Reaktion könnte sein, dass Sie "Arschloch!" schreien. Wenn Sie gut erzogen sind, unterdrücken Sie das und Sie haben damit schon den ersten Teil getan, um keine normale Reaktion zu haben.

Nach diesem Vorfall kann es sein, dass Sie schlagartig hellwach sind. In sehr vielen Fällen kommt man in so einer Situation plötzlich in einen Zustand, den man als Hypervigilanz, als "besonders wach sein", bezeichnet. Sie sind ganz konzentriert, spüren nichts mehr, Ihnen tut auch nichts weh und Sie erleben einen leichten, fast hypomanischen Rauschzustand.

Dieser Zustand ist bedingt durch einen Noradrenalinstoß, Noradrenalin ist wichtig zum Lernen, mit einem erhöhten Noradrenalinspiegel merken wir uns Sachen besser. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, sich das Lernen und das Gedächtnis genauer anzusehen. Normalerweise merken Sie sich eine Art Informations- "Eintopf" und verarbeiten den weiter.

Das wäre völlig anders, wenn jetzt etwas Schreckliches geschähe. Dann hätten Sie Schwierigkeiten, dieses Ereignis für den Rest Ihres Lebens wieder zu vergessen. Das wäre etwas, das sich plötzlich eingebrannt hätte. Daran würden Sie sich erinnern wie an ein Dia oder wie an einen Kurzfilm, an eine kurze Sequenz,, all das wäre in Ihrem Gehirn abgespeichert. Der Grund? Es sieht so aus, als ob zuviel Noradrenalin in so einer Situation zuviel des Guten ist, so dass das Gehirn zuviel behält und in einer Form, die unphysiologisch ist, nämlich in Form von Dias oder in Form von kurzen Bildstreifen. Das entspricht nicht dem normalen Lernen.

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