Normalerweise kommt ein Impuls ins Gehirn, und gerät ziemlich bald zum Mandelkern, der Amygdala. Der Mandelkern ist der "Rauchmelder des Gehirns". Das ist sozusagen die Alarmglocke, wodurch die Stressachse anspringt. Diese Stressachse führt dazu, dass Noradrenalin ausgeschüttet wird, wir sind in einem Übererregungszustand, in einem Hyper-Arousal-Zustand, und zwar bevor wir überhaupt bewusst registriert haben, was los ist.

Was passiert nun bei nicht - traumatisierten Menschen? Bei gesunden, nicht traumatisierten Menschen läuft folgendes ab: Der Hippocampus ist eine Art Ordnungssystem, in dem wird vorsortiert: Die Situation stellt sich so dar.... Dann schaltet sich beim Menschen die Brocca-Region ein, und dann denken wir über die Situation nach und können kohärente Folgerungen formulieren und in Sprache umsetzen.

Wenn man traumatisierte Menschen triggert, indem man ihnen z. B. ihre Traumatisierungsgeschichte vorliest, und dann beobachtet, wie das Gehirn arbeitet, dann gibt es einen interessanten Unterschied: Die rechte Amygdala ist sehr aktiv, die linke nicht. Die linke Amygdala leitet normalerweise weiter zum Frontalhirn, zur linken Hirnhälfte und zum Sprachzentrum. Beim Traumatisierten haben Frontalhirn und Sprachzentrum Sendepause, weil die linke Amygdala inaktiv ist.

Das bedeutet: Sie stehen der traumatisierten Patientin/dem traumatisierten Patienten gegenüber und sagen zu ihr/ihm: "Nun sagen Sie doch, was Sache ist, Sie können es doch sagen, sagen Sie doch, was los ist!" Und der Patient steht da und findet keine Worte, er ringt nach Worten.

Es ist klinisch lange bekannt, dass im Zustand des Hyperarousal eine hirnphysiologische Situation gegeben ist, in der das Sprachzentrum und das Frontalhirn nicht arbeiten. In dieser Situation können Sie verbal nichts erreichen -und das ist wichtig zu wissen-, weil beim getriggerten Patienten die entsprechenden Hirnareale praktisch gelähmt sind.

Gleichzeitig ist es so, dass es diesen Menschen sehr schwer fällt, sich abzuregen. Um uns abzuregen, brauchen wir Cortison. Chronisch Traumatistierte haben einen reduzierten Cortisonspiegel, wobei unklar ist, wieso. Das sind Befunde, die hauptsächlich bei Vietnam-Veteranen, aber auch bei Frauen mit chronischer Traumatisierung erhoben wurden. Außerdem haben die Betroffenen einen verkleinerten linken Hippocampus. Der linke Hippocampus ist nicht so aktiv, und er ist kleiner geworden als der rechte. Dafür gibt es organische Befunde sowohl bei Vietnam-Veteranen als auch bei Frauen nach schweren Vergewaltigungen. Das bedeutet, dass wir es mit einer Stresspsychosomatose zu tun haben, einer funktionellen Gehirnpsychosomatose. Die alten Gedanken von Oppenheim und Kardiner, dass es sich um eine Physioneurose, eine seelische Störung mit körperlicher Beteiligung handelt, bewahrheiten sich.

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